Der Tag nach dem Inferno im Schweinestall


Ein paar Ferkel konnte Siegfried Böhm, der Sohn des Besitzers, am Freitagmorgen noch aus der ausgebrannten Stall-Ruine lebend bergen. Etliche weitere Tiere des Beunaer Familienbetriebs aber kamen in den Flammen qualvoll um. (FOTO: PETER WÖLK)

HALLE (SAALE)/MZ. Beißender Brandgeruch liegt in der Luft. Die Abferkelanlage des Beunaer Landwirtschaftsbetriebs Böhm sieht schlimm aus an diesem Freitagmorgen. Das Dach des 70 Meter langen und sechs Meter hohen Gebäudes ist zum Teil eingestürzt, die Wände sind schwarz vom Ruß, Fensterscheiben sind zersplittert, die Dachrinne hängt halb herunter. Über mehrere hundert Meter liegen noch die eingesetzten Feuerwehrschläuche zwischen der Geisel und der Schweinemastanlage auf der Straße.


Der Stall steht in Flammen (FOTO: PETER WÖLK)

In der Nacht zu Freitag wütete hier ein Großbrand. Gegen 21.30 Uhr am Donnerstagabend war das Feuer bemerkt worden. Er habe noch mit einem Feuerlöscher versucht, der Flammen Herr zu werden, schildert Junior Siegfried Böhm. Doch er hatte keine Chance.

Letztlich waren sechs Feuerwehren aus Beuna, Geusa, Merseburg, Braunsbedra, Großkayna und Frankleben mit fast 80 Rettungskräften und 17 Fahrzeugen vor Ort. Auch die Drehleiter kam zum Einsatz. Dutzende Schaulustige fanden sich ein. Teils wurden die Löscharbeiten sogar durch Pkw behindert, weil unvernünftige Fahrer an Feuerwehr- und Polizeifahrzeugen vorbei und über die ausgerollten Schläuche hinweg versuchten, die Straße zwischen Beuna und Geusa zu befahren.

Bis 3.30 Uhr morgens dauerte die Brandbekämpfung. Gegen 6.30 Uhr waren die letzten Feuerwehren wieder zurück in ihren Gerätehäusern. Im Laufe des Freitages dann stand die Leitstelle zwar ständig in Kontakt mit dem Familienbetrieb. Ein Eingreifen war aber nicht mehr nötig, hieß es aus der Leitstelle.

Immerhin konnten die Feuerwehrmänner und -frauen durch ihr schnelles Handeln verhindern, dass das Feuer noch auf die gesamte Stallanlage übergriff. Sie halfen auch, etliche Schweine aus der Gefahrenzone zu evakuieren und in anderen Ställen unterzubringen. Verletzt wurde bei dem Inferno zum Glück niemand.

Dennoch fällt am Morgen danach die erste Schadensbilanz verheerend aus. Etwa 140 Sauen mit ihren Ferkeln hätten sich abends im Gebäude befunden. 54 Sauen seien in dem Feuer verendet, wahrscheinlich erstickt, erzählt Chef Gottfried Böhm mit leiser Stimme. Wieviele Ferkel den Brand ebenfalls nicht überlebten, sei noch völlig unklar. Man sei erst am Anfang mit den Aufräumarbeiten. Der Landwirt geht aber von mehreren hundert aus.

„Das ist für uns eine Katastrophe“, meint sein Sohn, der immerhin einige Ferkel noch am Morgen aus der Stallruine herausholen kann. Ihr Rücken ist schwarz und sie quieken herzerweichend. Doch scheint ihnen nichts weiter passiert zu sein.

Man stehe nun vor großen logistischen Problemen, erzählt Siegfried Böhm weiter. Schon in ein paar Tagen sollten die nächsten Sauen hier ihre Ferkel bekommen. Doch nun sei alles kaputt, auch die Lüftung, die Technik für die Fütterung der Tiere … Derweil hat die Kriminaltechnik am Freitagmorgen mit den Untersuchungen zur Brandursache begonnen, die bislang noch völlig unklar ist – ebenso wie die Höhe des entstandenen Schadens. Es gebe bislang keine Hinweise auf vorsätzliche Brandstiftung, teilte Ulrike Diener, Pressesprecherin der Polizeidirektion Halle, nachmittags nach Rücksprache mit den Brandursachenermittlern mit. Möglicherweise habe ein technischer Defekt vorgelegen.

 

Quelle: MZ-Web.de

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