Schon erledigt, Herr Minister
Aus diesem Grund hat Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) Reformen angekündigt, die zum Beispiel die Zusammenlegung von Wehren zur Folge haben könnten – um Kräfte zu bündeln und Geld zu sparen.
Da ist der Saalekreis wohl seiner Zeit voraus, denn was der Minister fordert, ist hier zum Teil schon Realität. Nimmt man zum Beispiel Günthersdorf und Kötzschlitz, die seit 1. Januar 2010 Ortsteile der Stadt Leuna sind.
Beide Orte waren je zur Hälfte für den früheren Saalepark, den heutigen Einkaufspark Nova Eventis, zuständig, da er auf ihrer Gemarkung liegt. Der Park wuchs immer mehr. „Und somit hätten auch die Feuerwehren wachsen müssen“, sagte Steffen Franke, der Ortswehrleiter der Wehr Günthersdorf / Kötzschlitz, der MZ. Doch das sei nicht der Fall gewesen.
„Günthersdorf hatte 22 Kameraden, Kötzschlitz nur sieben, bei beiden war die Tageseinsatzbereitschaft nicht mehr gewährleistet, weil eben viele nicht mehr dort arbeiten, wo ihre Wehr ist.“ Außerdem hätten beide Wehren, die nicht nur für Nova Eventis, sondern auch für mehrere Kilometer Autobahn und die B 181 zuständig sind, neue Feuerwehrgerätehäuser gebraucht. „Das hätte die Kommunen jeweils mehrere Millionen gekostet. Das wäre nicht zu rechtfertigen gewesen.“
In den Gemeinden wurden die Köpfe zusammengesteckt und ein Zusammengehen beschlossen. Der Beschluss wurde am 31. Dezember 2009, einen Tag vor der letzten Gemeindegebietsreform, an den Landkreis geschickt. Franke: „Damit konnte uns niemand widersprechen, und wir waren ab 1. Januar nicht nur Ortsteile einer Stadt, sondern auch eine gemeinsame Feuerwehr.“ Mittlerweile sei man auch wirklich zusammengewachsen. Das neue gemeinsame Feuerwehrhaus wurde 2011 eingeweiht.
Auch im Bereich Querfurt gibt es heute weniger Wehren als noch 2011. „Wir haben schon mehrere Wehren zusammengelegt“, sagte Querfurts Stadtwehrleiter Enrico Zeugner. Aus den Wehren Grockstädt, Spielberg und Kleineichstädt sei die Feuerwehr Spielberg geworden, und aus Ziegelroda und Landgrafroda die Feuerwehr Ziegelroda. Ausgangspunkt sei die Risikoanalyse gewesen, die dem Stadtrat vorgelegt und auch bestätigt worden war.
„Wir konnten in diesen Fällen die nötige Einsatzstärke von neun Kameraden nicht mehr gewährleisten – Landgrafroda war eh‘ eine schwach besetzte Wehr – und so haben wir uns im Frühjahr zu diesem Schritt entschlossen“, erzählte Zeugner. „Wenn wir allerdings einen Wohnungsbrand haben oder eine eingeklemmte Person bei einem Unfall, werden bei uns mindestens zwei Wehren alarmiert.
Im früheren Kreis Merseburg-Querfurt gibt es aber noch mehr Erfahrungen mit Wehr-„Hochzeiten“. „Bereits in den 90er Jahren haben sich Roßbach und Lunstädt zusammengetan“, sagte Michael Jahn vom Kreisfeuerwehrverband.
Wird es – wie von Minister Stahlknecht landesweit befürchtet – auch im Saalekreis so sein, dass Wehren durch das Ausscheiden älterer Kameraden in den kommenden Jahren personell stark dezimiert werden? Denn laut Gesetz dürfen Wehrleute nur von 18 bis 65 Jahren aktiv ihren Dienst versehen, danach gehören sie zur Ehrenabteilung.
In der Kreisverwaltung des Saalekreises sieht man hier offenbar kein großes Problempotenzial. „Im Bereich Merseburg-Querfurt gibt es derzeit 67 Kameraden, die sich im Alter zwischen 61 bis 65 Jahren befinden. Diese würden ohne Nachwuchs fehlen. Diese Größenordnung könnte jedoch kompensiert werden und hat keine große negative Auswirkung“, sagte Sprecherin Kerstin Küpperbusch.